Zirkusprojekt

Seit 2003 findet in der Elly-Heuss-Knapp-Schule im 3. Jahrgang immer eine „besondere Woche“ statt. Dies war jahrelang eine Woche im Theater, seit dem Schuljahr 2013/14 nehmen die Klassen an einem Projekt in Zusammenarbeit mit dem Zirkus Hallöchen teil.

Eine Woche lang studieren wir mit dem gesamten Jahrgang verschiedene Zirkusdarbietungen wie z.B. Akrobatik, Clownpantomime oder Jonglage ein. Daneben werden Plakate gestaltet, Einladungen geschrieben, Lieder geprobt und Kostüme entworfen.

Jedes Zirkusgenre spricht andere Bereiche von Körper und Persönlichkeit an.

Das Balancieren auf Einrad, Leitern oder Laufkugeln fördert den Gleichgewichtssinn und kann Anlass sein, ein ganz neues Körpergefühl zu entwickeln. Die erlebte Körperbeherrschung motiviert zu weiteren Schritten und macht vor allem Spaß. Über das Schauspielern als Clown oder Zauberer entdecken die Schülerinnen und Schüler möglicherweise ganz neue Seiten an sich und können diese weiterentwickeln. Vor fremdes Publikum und die eigenen Eltern zu treten, einen Trick vorzuführen und Applaus zu bekommen, fördert das Selbstbewusstsein und stärkt damit für das gesamte Leben. Die Mischung aus Herausforderung, spannendem Erlebnis und Grenzerfahrung dient der Förderung des Selbstvertrauens der Schülerinnen und Schüler.

Klar ist, dass ohne Hilfestellung alles schwerer ist. Der Zusammenhang zwischen Kooperation und Erfolg wird seltener deutlicher als beim Training für eine Zirkusnummer. Vorbehalte werden abgebaut und Konflikte werden gelöst. Es entsteht ein gemeinsames Werk, in dem jeder Platz hat und Verantwortung für den anderen und das Ganze trägt.

 

Die Kinder lernen mit Kopf, Herz und Hand und bekommen so fast beiläufig mit, was in Bildungsplänen gefordert wird: Sach-, Methoden-, Personal- und Sozialkompetenz.

 

Sachkompetenz:

Sachkompetenz erwerben die  Kinder in den Fächern Sport, Kunst, Deutsch und Musik: Bühnenbild und Kostüme zu gestalten, Plakate und Einladungen zu entwerfen und zu schreiben und das Einstudieren von Tänzen erfordert Kompetenzen, die auch in den „Schul“fächern gelernt werden. In der organisatorischen Arbeit rund um die Aufführung stecken viele mathematische und informationstechnische Aspekte.

 

Methodenkompetenz:

Eine Zirkusaufführung bietet auch viele Möglichkeiten, die Methodenkompetenz der Kinder zu fördern. Ständig müssen neue Herausforderungen auf unterschiedlichste Art und Weise gemeistert werden. Fast nebenbei werden die Schülerinnen und Schüler in den unterschiedlichsten Arbeits- und Kooperationstechniken gefordert.

 

Personalkompetenz:

Beim Auftritt in der Manege sind Engagement, Motivation, Ausdauer und Selbstständigkeit gefordert. Die Kinder lernen ihre eigenen Stärken und Schwächen kennen und sie gelangen an ihre Grenzen oder wachsen sogar über sich hinaus. Zirkusprojekte decken immer wieder Fähigkeiten und Talente auf, die im normalen Schulalltag wohl nie entdeckt werden würden. Wer als Kind früher selbst bei einer Schulaufführung dabei war, weiß, dass diese Eindrücke nachhaltig sind.

 

Sozialkompetenz:

Am deutlichsten wird bei einer Zirkusaufführung die soziale Kompetenz gefördert. Nur im gemeinsamen Handeln und im zielgerichteten Miteinander wird die abschließende Aufführung gelingen. Jede Person, egal ob Kinder, Lehrkräfte oder Eltern spielt ihre eigene entscheidende Rolle. Auch wenn nicht alle im Vordergrund stehen, so wird doch klar, dass auch die kleinen Rollen für das Funktionieren des Ganzen notwendig sind.

Schülerinnen und Schüler, die sich am Ende stolz dem Publikum präsentieren und ihren Applaus entgegennehmen, empfinden dies als positive „Leistungsbeurteilung“, die viel persönlicher ist als Schulnoten.

Die geforderten und erworbenen Kompetenzen werden sich in jedem Jahrgang auf Grund der unterschiedlichen Aufführungen immer wieder leicht verschieben. Gelingt es uns, diese Kompetenzbereiche abzudecken, können wir davon ausgehen, eine wichtige pädagogische Arbeit geleistet zu haben.